(Auf
Bild klicken zur Vollansicht) |
An den RD's wurden je nach Baujahr
verschiedene Arten von Felgen verbaut. Abhängig davon wurden verschiedene
Radlager verwendet. Hierzu bitte in den entsprechenden technischen Daten des
betreffenden Modell nachsehen. Verwendet wurden Rillenkugellager, welche für
Radlager auch heute noch Stand der Technik sind. Kugellager nehmen die im Fahrbetrieb
auftretenden verschiedenen Kräfte auf. Walzenlager, Nadellager oder gar
Schrägrollenlager (Kegelrollenlager) sind hier nicht geeignet.
Die verschiedenen Rillenkugellager sind nach internationaler Norm
bezeichnet wie z.B. 6206. Angehängte Buchstaben bzw. Zahlen bezeichnen
die Bauform wie Kugeln im Käfig, Kugeln abgedeckt mit Metall oder Kunststoff
(gekapselt) einseitig oder beidseitig. Leider sind diese Erweiterungen von Hersteller
zu Hersteller unterschiedlich.
Beispiel Rillenkugellager
von FAG:
(Typ).2ZR Beidseitig mit Metall
gekapselt
(Typ).2RSR Beidseitig mit Kunststoff gekapselt Zu empfehlen sind, abweichend vom Original,
beidseitig mit Kunststoff gekapselte Lager. Sie sind für die Lebensdauer
geschmiert und gegen Auswaschung geschützt. Erhältlich in jedem gut
sortierten Metallwarengeschäft, eventuell in einem engagierten KFZ-Zubehörladen,
aber nicht im Baumarkt. Sehr selten beim Motorrad-Dealer seines Vertrauens.
|
Radlager überprüfen Radlager gehen irgendwann kaputt.
Ein Auswaschen durch äussere Witterung oder besonders durch Dampfstrahlen
fördert den Verschleiss ernorm. Ebenso wurden Radlager gemordet, weil die
verschieden Distanzstücke falsch eingebaut oder gar fehlen. Die Distanzstücke
müssen so angeordnet sein, dass bei verschraubter Radachse auf den Innenring
des Radlagers kein Druck ausgeübt wird. Hierzu ist die entsprechende Explosionszeichnung
der Ersatzteilliste des passenden Modell zu konsoltieren, aber eine eines dieses
lustigen Bücheli-Bücher ist hierzu unbrauchbar! Deswegen immer beim
Wiedereinbau eines Rades immer das Rad bei festgezogener Radachse von Hand durchdrehen,
ober nichts verspannt ist.
In der Regel kündigt sich ein Defekt vorher an, seitliches
Spiel und / oder Knack- oder Rumpelgeräusche im Lauf. Zur Kontrolle Bremszange,
Wellen und beim Hinterrad die Kette abnehmen und das Motorrad so hochbocken,
dass das Rad frei liegt. Rad mit der Hand durchdrehen und auf ein lauteres Geräusch
achten; Rumpeln, Knacken oder gar ein schwerer Lauf deutet auf einen Defekt.
Zur Kontrolle des seitlichen Spiel die Felge mit beiden Händen jeweils
aussen anfassen und die Felge hin und her bewegen (rütteln), hierbei darf
sich kein Spiel zeigen. Dieses Verfahren zur Kontrolle bietet sich an, wenn
das Rad freigelegt wurde zum Reifenwechsel. Ein direktes überprüfen
des Lagers bei ausgebautem Rad mit dem Finger ist, insbesonders für den
Unbedarften, wenig aussagekräftig!
|
Radlager erneuern
In der Regel geht nur ein Lager
kaputt; hier sollten aber vorsorglich dann alle Lager vorn und hinten erneuert
werden. Betreffendes Rad komplett ausbauen. Felge waagerecht so über zwei
Kanthölzer legen, dass der Reifengummi und nicht der Felgenrand auf dem
Holz aufliegt, ansonsten zwischen Felgenrand und Holz alte Lappen unterlegen.
Beidseitig eventuelle Simmerringe aushebeln und je nach Modell einen vorhandenen
Sicherungsring über dem Lager entfernen. Schmutz oder Fett mit einem Lappen
wegputzen, damit das Lager vollständig sichtbar wird.
Zwischen beiden Lagern sitzt in der Radnabe eine Abstandshülse.
Mit einer dünnen Eisenstange (ich verwende hierzu eine alte Kupplungsdrucksstange)
oder einem starken Schraubenzieher die Hülse seitlich verschieben
und auf unteres Lager aufsetzen. Jetzt mit kräftigen Hammerschlägen,
hierbei immer im Kreis herum fahren - um ein Verkanten des Lager zu vermeiden,
das untere Lager heraustreiben.
Bemerkung: Sollte sich
das Lager nicht bewegen (Nullspiel), hilft ein Erwärmen des umgebenen Aluminium
der Radnabe. Mit einem dieser Baumarkt-Heissluftfön rundherum das Material
um das Lager erhitzen (bei lackierter Felge vorsichtig!) bis zur Bügeln-Fingerprobe
(Spucke auf Finger und daranhalten - zisch). Das Lager aus Eisen dehnt sich
weniger aus wie das umgebene Aluminium und kann dann leichter herausgetrieben
werden.
Die Felge herumdrehen und die Abstandhülse herausnehmen. Ebenfalls
von innen her das andere Lager nach gleichem Schema heraustreiben. Die Sitzfläche
der Lager in der Felgennabe mit einem Lappen und gegebenfalls mit einem Reiniger
sauber wischen. Die Sitzflächen der Lager in der Radnabe dünn mit
Kugellagerfett einreiben.
Neues Lager bündig parallel auflegen und mit einer passenden
Hülse (wie z.B. einem Nuss-Einsatz) vorsichtig eintreiben. Ein Lager nie
mit blankem Hammer einschlagen! Nie auf den inneren Laufring des Lager schlagen,
immer nur auf den Aussenring. Immer im Kreis herum schlagen mit Gefühl,
um ein Verkanten des Lager zu vermeiden. Sollte es "steckenbleiben",
mit der Heissluftfön-Methode nachhelfen.
Felge wieder herumdrehen und gereinigte und neu dünn eingefettete
Abstandshülse einsetzen. Zweites Lager eintreiben. Hierbei gegebenfalls
die Abstandshülse mit einer dünnen Eisenstange (Schraubenzieher) zentriert
halten - nicht das die Hülse innen schräg wegfällt und blockiert!
Lager vorsichtig eintreiben bis zur Hülse; die Hülse darf anschliessend
nicht klemmen, sonst wird der innere Laufring der Lager unzulässig belastet
und der Defekt ist programmiert.
Eventuelle Sicherungsringe über den Kugellagern einsetzen und
abschliessend die Kugellager von aussen dick mit Kugellagerfett bestreichen
und (neue) Dichtungsringe aufsetzen. Das Fett dient hierbei zum Korrisionsschutz,
es sollte den Abstand zwischen Lager und Dichtring ausfüllen.
Radfelgen wieder ins Motorrad einbauen. Hierbei auf die richtige
Reihenfolge der verschiedenen Abstandshülsen achten, damit die neuen Radlager
nicht verspannt montiert werden.
|
|
|
Radfelge
waagerecht über zwei Kanthölzer legen |
Simmerring
aushebeln |
|
|
Radlager
freilegen |
Mit
einem starken Schraubenzieher (ich nehme hierzu immer eine alte
Kupplungsdruckstange) durch die schräggestellte Zwischenhülse
auf unteres Lager ansetzen und dieses mit Hammerschlägen austreiben |
|
|
Felge
herumdrehen und Zwischenhülse herausnehmen |
Abschliessend
neues Lager mit einer passenden Hülse wie z.B. mit einem Nuss-Einsatz
bündig eintreiben |